Tipps für Einsteiger

In diesem Bereich werde ich eine kleine Kaufberatung für interresierte Leute erstellen, denn so schnuckelig das Fahrzeug auch aussieht, es hat durchaus auch seine Tücken und Problemzonen (jaja, das gibts nicht nur bei den Frauen;-)). Ganz abgesehen mal davon, dass es praktisch keine Ersatzteile mehr gibt.

Den wohl wichtigste Tipp, der eigentlich schon sattsam bekannt ist, ist ein Fahrzeug zu kaufen das möglichst komplett ist und keinen Rost hat......
Ok, netter Tip, aber in der heutigen Zeit und in Anbetracht des Alters des Fahrzeuges nicht einfach zu realisieren.
Wichtiger ist meines Erachtens, dass man seine Fähigkeiten und Möglichkeiten richtig einschätzt und ein Fahrzeug kauft, dass man auch selbst restaurieren kann. Was das genau bedeutet, werde ich noch näher erläutern.

Ein Fahrzeug in diesem Zustand ist definitiv kein Restaurationsobjekt für einen Anfänger. Wer sich an dieses Ding wagt, muss schon einige Vorkenntnisse in Blechbearbeitung haben.

Von der Lochgrösse und der Regelmässigkeit her könnte es ein Emmentalerkäse sein!!!!

Und auch wenn es jetzt einige nicht glauben werden, aber auch dieses Fahrzeug wird noch restauriert, es wird alledings noch eine gewisse Zeit dauern.

Mit den oben gezeigten Bildern möchte ich euch vor Augen führen, was ich mit dem Ausdruck "die eigenen Fähigkeiten und Möglichkeiten kennen" eigentlich sagen will.

Wer so ein Fahrzeug restaurieren will, braucht nicht nur ein grosses Fachwissen in der Blechbearbeitung, hier sind auch einige Spezialwerkzeuge erforderlich.

Kleine Anmerkung am Rande: Ich hatte mal Carrossriespengler gelernt und die Werkleiterprüfung gemacht, in Deutschland heisst das wohl Carrosseriebauer mit Meisterbrief, musste den Beruf allerdings aus gesundheitlicehn Gründen aufgeben. Aber als Hobby komm ich einfach nicht vom Blech los.........



Das wichtigste an diesem Fahrzeug ist wohl die Carrosserie, deswegen werde ich hier zuerst die Schwachstelle derselben aufzeigen.
Mein Fahrzeug ist scheinbar ein typisches Beispiel, was so alles verrosten kann.

Die wohl heimtückischte Schwachstelle sind die Federbeinaufnahmen vorne. Da sich hier der Dreck im Radkasten auf der Aufnahme ablagert, bildet er ein richtiges Biotop, und wer sein Fahrzeug nicht regelmässig reinigte, hatte bald solche Löcher vor sich.
Deshalb ist es ganz wichtig, diese Stelle genau anzuschauen, sie ist nur sehr schwer zu reparieren.
Am besten schaut man sich diesen Bereich vom Fahrzeuginnern an. Wenn sich bereits Blasen und Unebenheiten bilden, ist Vorsicht geboten.

Auch sehr typisch sind die Schwellerenden vorne und hinten. Meistens ist der Unterboden sowie die Innenschwelle ebenfalls betroffen.
Wenn die Übergänge von der Schwelle zum Kotflügel oder der Seitenwand nicht mehr sichtbar sind, wurde bereits am Fahrzeug gebastelt, dann ist sowieso Vorsicht geboten.
Lieber ein verrostetes Fahrzeug im Originalzustand erstehen, als ein bereits verbasteltes Ding, das man fast nicht mehr zurechtbiegen kann.

Auch der Unterboden ist nicht ganz ohne. Leider sieht man die Löcher erst, wenn man den ganzen Unterbodenschutz und Dreck weggekrazt hat. Deshalb ist es wichtig, die Fussmatten, sofern vorhanden, zu entfernen und den Boden von innen genau anzuschauen und gegebenenfalls abzuklopfen. Besondere Beachtung sollte man der Sitzhalterung schenken, hier kann der ganze Boden durchreissen.

So siehts aus, wenn der Hauptbremszylinder undicht ist, und der Lima-Regler die Batterie zum überkochen gebracht hat. Deshalb die Batterieschublade unbedingt rauszeihen und mit einer Taschenlampe reinschauen, erspart einem den Tennisarm vor lauter Blecheklopfen.....

Zum Ausgleich ist hier der Pedalausbau kein Problem mehr, geht eh nur noch mit der Flex!!!!!

Wie nicht anders zu erwarten, haben natürlich auch die Türen ihre Macken.
Wenn die Ablauflöcher nicht regelmässig gereinigt werden, kann sich das Wasser schön sammeln, und das Thema Rostvorsorge war damals nicht wirklich bekannt.
Das ist jetzt aber eine noch wirklich gute Türe, auf dem nächsten Bild seht ihr den worst-Case.

Schlimmer geht's fast nimmer, da ist sogar der Rahmen weggefressen. Wird ca. 15-20 Stunden Arbeit bedeuten.....

pro Türe versteht sich.

Auch sehr beliebt ist der Dachausschnitt bei der ersten Serie. Da die Innenseite des Ausschnittes nicht verstärkt wurde, bilden sich innert kurzer Zeit Vibrationsrisse, das sieht dann so wie auf dem Bild aus.

So sieht das ganze von innen aus. Scheinbar hat Vespa diese Schwachstelle relativ schnell bemerkt, denn das ganze wurde noch während der Produktion der ersten Serie geändert, ich weiss allerdings nicht, ab welcher Chassis-Nummer. Dieses Fahrzeug hat die Nr. 2411, ist also eines der Ersten.

Und so sieht das ganze mit Verstärkung aus. Werde die wohl für mein erstes Fahrzeug auch noch anfertigen müssen, habe schliesslich keine Lust, jedes Jahr die Dachhaut neu zu schweissen.

Das gute zuerst: diese Fahrzeuge sind sehr simpel aufgebaut, die Technik in einem durchaus überschaubaren Rahmen und auch durch einen Laien absolut beherrschbar.
Das Schlechte: es gibt praktisch keine Ersatzteile mehr, und wenn das Fahrzeug schlecht gewartet wurde, was leider sehr häufig vorkommt, gibt's doch einige Teile, die durchaus mal nicht mehr so funktionieren, wie sie sollten.

So ein Wartungsopfer sind die Kugelgelenke der Vorderachse. Diese haben auf der Unterseite einen Schmirnippel, den man regelmässig mit Fett hätte versorgen sollen. Leider haben aber viele Fahrzeugbesitzer ihre Fettpresse scheinbar bereits in den Müll geworfen.
Wenn man das rechte Gelenk genau anschaut, sieht man, dass der Bolzen ca. 3-4 mm weiter aus der Hülse rausschaut als auf dem linken.
Da brauchts nur noch ein kleiner Schlag, und das Ding fliegt raus. Wenn das beim Fahren passiert, wird's spannend!!!!

Ein weiteres Wartungsopfer ist der Getriebeflansch. Da der Motor keine eigene Aufhängung hat, hängt die ganze Last auf der Getreibehalterung.
Und irgenwann reisst eine der vorderen Halterung, und das Getreibe fliegt samt Motor in der Gegend rum. Und das wiederum hat die hintere Halterung nicht sehr gerne, dann reissen die unteren Befestigungsaugen wie auf dem Bild.
Wenn dann Oel rausläuft und ein toller Mechaniker noch die Schrauben nachzieht, brauchts einen guten Schweisser oder ein Neuteil, dass es nicht mehr gibt.



Ein weiterer Schaden, der dadurch eintreten kann, sieht man auf diesem Bild. Solange hier kein Oel austritt, ist er allerdings nicht gravierend und man kann das Teil weiterverwenden.
Ich hatte in meinem Teilefundus vier Flansche. Gebrauchen kann ich allerdings nur einen einzigen, die anderen müsste ich alle zuerst neu schweissen......

So was kann passieren, wenn die Mutter der Getriebehauptwelle nicht gesichert wird.
Durch die Zahnform zieht es das Kegelrad förmlich auf das Pignonrad und wird so richtiggehend abgefräst. Wer also den hinteren Flansch demontiert, sollte überprüfen, ob die Mutter auch wirklich gut angezogen und gesichert wurde, sonst droht Totalschaden. Und es gibt nicht mehr allzuviele Getriebe........